Ist Crowdinvesting für mich geeignet? – Investmentmodelle für jeden Anlegertyp
Ein seit Jahren anhaltender Niedrigzinskurs der Europäischen Zentralbank und nun auch noch Negativzinsen auf beliebte und solide Geldanlagen wie etwa deutsche Staatsanleihen – spätestens jetzt dürfte jedem Anleger klar sein, dass der Weg zu Rendite und Vermögensaufbau nicht mehr über das Giro- oder Tagesgeldkonto führen kann. Wer sein Geld für sich arbeiten lassen möchte, der kommt nicht umhin, sich mit anderen Anlageformen zu beschäftigen, die eine höhere Rendite versprechen, jedoch auch ein anderes Rendite-Risiko-Profil aufweisen.
Eine Möglichkeit für Anleger ist es, an der Börse in Aktien zu investieren – eine andere, die in Deutschland noch recht junge Anlageform des Crowdinvestings für sich zu entdecken, bei der eine Vielzahl von Anlegern (die Crowd, Englisch für Schwarm) gemeinsam mit kleinen bis mittleren Investmentbeträgen ein Unternehmen oder Projekt finanziert. Die Investmentoptionen, die sich beim Crowdinvesting bieten, sind ähnlich heterogen wie an einer Börse. Sie lassen sich jedoch grob in drei Sparten einteilen: Investments in Immobilien, in nachhaltige Projekte sowie in Unternehmen.
Immobilien-Crowdinvesting: schon mit kleinen Beträgen in den boomenden Immobilienmarkt investieren
Wer „Betongold“ für einen geeigneten Bestandteil seiner persönlichen Finanz- und Investmentstrategie hält, jedoch hohe Aufwände, Kaufnebenkosten und Risiken beim Erwerb und der Vermietung einer Immobilie scheut, für den kann Crowdinvesting in Immobilien eine interessante Option sein. Hier beteiligen sich typischerweise mehrere hundert bis tausend Anleger an der Finanzierung von Immobilien, z. B. Wohn- oder Geschäftshäusern, aber auch Hotel- oder Pflegeimmobilien. Häufig haben die Projektbetreiber ihre Bauvorhaben bereits über Bankdarlehen finanziert und nutzen das Crowdinvesting zur Refinanzierung, um Kapital für die Erschließung neuer Projekte freizusetzen.
Beim Immobilien-Crowdinvesting erhalten die Anleger üblicherweise regelmäßige feste Zinszahlungen und profitieren zudem von überschaubaren Projektlaufzeiten von in der Regel nur ein bis drei Jahren – wenn die Immobilie errichtet ist, verkauft die Projektgesellschaft diese häufig und zahlt dann die Darlehen der Crowdinvestoren zurück. Die Ausfallquoten sind verglichen mit den anderen Sparten des Crowdinvestings sehr gering – lediglich eine Handvoll crowdfinanzierter Immobilienprojekte ist bisher in Deutschland gescheitert. Für eher konservative, sicherheitsbetonte Anleger oder für den Start ins Crowdinvesting sind Immobilien daher ein spannendes Segment.
Crowdinvesting in grüne Projekte: Geldanlage und gutes Gewissen vereint
Investoren, die die Planbarkeit fester Zinszahlungen schätzen, deren Herz jedoch zudem für Umwelt und Klimaschutz schlägt, sind mit Crowdinvesting in nachhaltige Projekte möglicherweise gut beraten. Von Solaranlagen bis Windkraft und von biologischer Landwirtschaft bis zu nachhaltigen Verpackungsaltenativen – das Spektrum der Projekte in diesem Bereich ist groß. Allen gemeinsam ist, dass ihre Initiatoren einen Beitrag zum Erreichen wichtiger ökologischer Ziele leisten möchten und dafür nach dem Motto „Gemeinsam für unseren Planeten“ auf die Unterstützung der Crowd setzen. Hier tun Investoren also Gutes und profitieren gleichzeitig beim Erfolg der grünen Projekte von attraktiven Renditen – nachhaltige Geldanlage par excellence. Auch beim „grünen“ Crowdinvesting können Anleger in der Regel mit festen Zinszahlungen rechnen. Zusätzlich gibt es mitunter auch erfolgsabhängige Bonuszinsen, etwa bei Solarprojekten in besonders ertragreichen Sonnenjahren.
Unternehmens-Crowdinvesting: Innovationen fördern und vom Unternehmenserfolg profitieren
Ihr Herz schlägt für Innovationen, Sie wollen immer als Erster von neuen Produkten erfahren und sind bereit, für hohe Renditepotenziale auch ein entsprechendes Risiko einzugehen? Dann sollten Sie sich Unternehmens-Crowdinvesting näher ansehen. Bei dieser Unterart des Crowdinvestings beteiligen sich Anleger mit ihrem Kapital an dynamischen Startups oder bereits am Markt etablierten, aufstrebenden Wachstumsunternehmen und profitieren von deren wirtschaftlicher Entwicklung. Die genauen Finanzierungsmodelle unterscheiden sich hierbei in Abhängigkeit von der Unternehmensreife und sind daher auch wieder für unterschiedliche Anlegertypen geeignet.
Bei erfolgreichen Wachstumsunternehmen ist das Risiko, dass die Unternehmung scheitert, naturgemäß geringer ausgeprägt als beim relativ frisch gegründeten Startup, dessen Geschäftsidee sich am Markt noch umfassend beweisen muss. Wachstumsunternehmen, die ihren Break-even bereits erreicht haben, also profitabel sind, zahlen ihren Investoren in der Regel aus ihrem Cashflow regelmäßige Zinsen aus, ggf. kombiniert mit Erfolgskomponenten während der Laufzeit des Investments oder an deren Ende. Junge Startups hingegen, die noch keine schwarzen Zahlen schreiben, beteiligen ihre Investoren im Erfolgsfall an der positiven Entwicklung des Unternehmens – etwa über gewinnabhängige Bonuszinen oder Bonuszinsen bei einem Exit, also wenn das Unternehmen verkauft wird. Hier ist naturgemäß das Risiko deutlich höher, es können jedoch auch Renditen in einer Höhe erreicht werden, die bei den anderen Formen des Crowdinvestings nicht möglich ist. So zahlte beispielsweise das Seedmatch-Startup Seeding Alliance seinen Investoren mit 1.600 Prozent Rendite auf das Ursprungsinvestment Anfang dieses Jahres eine der bisher höchsten Renditen im deutschen Crowdinvesting aus. Selbstverständlich entpuppt sich nicht jedes Investment als ein solcher Überflieger, doch auch im Durchschnitt können Investoren mit Unternehmens-Crowdinvesting einer wissenschaftlichen Untersuchung der Crowdinvesting-Plattform Seedmatch zufolge eine Rendite von durchschnittlich 15 Prozent p. a. erzielen.
Fazit
Ob renditeorientierter Startup-Investor, nachhaltig denkender Förderer grüner Projekte oder Anleger, der sich am boomenden Immobilienmarkt beteiligen möchte – Crowdinvesting bietet Investmentoptionen für unterschiedliche Anlegertypen und ist auch bereits mit kleinen Beträgen möglich. Je nach Crowdinvesting-Plattform liegt das Mindestinvest z. B. bereits bei 250 Euro; bis zu 25.000 Euro können Privatpersonen pro Unternehmen bzw. Projekt investieren. Wer sich nicht entscheiden kann oder von den spezifischen Rendite-Risiko-Konstellationen aller Crowdinvesting-Sparten profitieren möchte, macht übrigens alles richtig, denn wie bei Aktien gilt auch beim Crowdinvesting: Je breiter aufgestellt ein Portfolio ist, desto höher sind die im Durchschnitt erwirtschafteten Renditen, da Investments mit etwas schwächerer Entwicklung so durch jene mit starker Performance mehr als ausgeglichen werden.
Über den Autor
Johannes Ranscht ist Geschäftsführer der OneCrowd, zu der die Crowdinvesting-Plattformen Seedmatch für Unternehmensfinanzierung, Econeers für nachhaltige Projekte sowie Mezzany für Immobilieninvestments gehören. Die Plattformen haben zusammen über 75.000 Nutzer und konnten bereits über 62 Millionen Euro für Projekte aus den drei Sparten einsammeln. Vor seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der OneCrowd arbeitete Johannes Ranscht als Dealflow Manager für Seedmatch und hat auch selbst Erfahrungen als Gründer eines Startups gesammelt.
Sie interessieren sich allgemein zum Thema crowdinvesting?
Dann besuchen Sie unsere Partnerseite crowdinvesting-compact. Diese bietet umfangreich Informationen über sämtliche Plattformen, Projekte und Anlagemöglichkeiten.
Ein Besuch lohnt sich definitiv.